Unser Verein

    Geschichte der Turngemeinde Rüdesheim 1847 e.V.

    1847 - 1870

    Mit Schreiben vom 1. 6. 1847 wandte sich der der "hohen Landesregierung gehorsamster" J. P. Zell an die Herzoglich-Nassauische Landesregierung mit der "gehorsamsten Bitte", namens mehrerer Bürger von Rüdesheim die "hochgeneigte Zustimmung zur Bildung eines Turnvereins" zu erteilen. Dabei wurde die erste, am 27. Mai 1847 beschlossene Satzung für diesen Turnverein bei der Herzoglich-Nassauischen Regierung eingereicht. Diese Einreichung der Genehmigungsunterlagen erfolgte über den damaligen herzoglichen Amtmann Justizrat Langsdorff, der dieses Vorhaben wohlwollend förderte.

    Unter dem 9. Juni 1847 wurde diesem Antrag auf Genehmigung des Turnvereins durch die Hessen-Nassauische Landesregierung entsprochen. Das war die Geburtsstunde der jetzigen Turngemeinde Rüdesheim 1847 e.V.. Es ist die weitaus älteste Vereinsgründung in Rüdesheim. Dabei sei erwähnt, dass schon 1845 eine Rüdesheimer Turngesellschaft das Turnen betrieb, massgeblicher Förderer des Turngedankens war Stefan Jung. 1848 erhielt die Turngemeinde Rüdesheim ihre 1. Fahne, gestiftet von Rüdesheimer Frauen. Diese trug auf Seide handgestickt, und zwar auf schwarz-rot-goldenem Untergrund das Motto der Turngemeinde: "Seid einig und wahr, schützet Freiheit und Recht!" 1849 kamen Rüdesheimer Turner in Bingen mit Turnvater Friedrich Ludwig ]ahn zusammen, dem Begründer des deutschen Turngedankens und Teilnehmer an den Befreiungskriegen.

    Durch das 1852 vom deutschen Bundestag in Frankfurt erlassene Turnverbot geriet die junge Turngemeinde Rüdesheim in Schwierigkeiten, doch wurde der Vereinsbetrieb heimlich fortgesetzt. Als 1860 die Aufhebung des Turnverbotes erfolgte, entfaltete sich ein reges, turnerisches Leben und Treiben innerhalb der jungen Turngemeinde und nahm einen kräftigen Aufschwung. Die Turngemeinde Rüdesheim stellte in diesem Jahr 125 Jugendturner.Eine zunächst innerhalb der Turngemeinde Rüdesheim von Stefan Jung ins Leben gerufene Feuerwehrabteilung verselbständigte sich im Jahr 1866 und hieraus entwickelte sich die Freiwillige Feuerwehr Rüdesheim. Ebenfalls im Jahre 1866 bildete sich unter sangesfreudigen Turnbrüdern eine Gesangsriege, aus der die spätere Sängergesellschaft "Germania' hervorging.In den Jahren 1860, 1861 und 1863 entsandte die Turngemeinde Rüdesheim Wettkämpfer zu den Deutschen Turnfesten. Nach dem Deutschen Turntag in Eisenach und nach der vollständigen Aufhebung des Turnverbotes im Herzogtum Nassau durch das Land Preussen, eröffnete sich eine hoffnungsvolle Zukunft für den Turnbetrieb in der Turngemeinde.

    Stefan Jung, der traditionelle Begründer der Turngemeinde wurde Bezirksvertreter im mittelrheinischen Turnbezirk Wiesbaden.

    1870 - 1895

    1870 trat eine entscheidende Wende in der jungen Vereinsgeschichte der TGR ein. Um dem ständigen Wechsel der Turnübungsstunden in verschiedenen Rüdesheimer Gasthäusern abzuhelfen wurde am 25.3.1870 in der Geisenheimer Strasse ein Grundstück erworben, um für den Verein eine eigene Turnhalle errichten zu können. Zunächst jedoch wurde dort nur ein Turnplatz eröffnet. Kauf des Grundstückes und Herrichtung des Platzes erfolgte aus privaten Spenden. Es war einer der ersten vereinseigenen Turnplätze in der Deutschen Turnerschaft.Nachdem der deutsch-französische Krieg 1871 vorübergehend zur Lähmung des Vereinslebens führte, waren im Jahre 1872 Mitglieder des Vereins als Teilnehmer auf dem 4. Deutschen Turnfest in Bonn und auf der Hasenheide in Berlin, wo das Jahndenkmal enthüllt wurde, in dessen Sockel aus Findlingen u.a. auch der Name des Vereinsortes "Rüdesheim" als Mitstifter, eingemeiselt ist. 1875-1877 war das Vereinsheim in der Brauerei "Felsenkeller" in der Oberstrasse, wo auch die Vorbereitungen seitens des Vereins für die Teilnahme an der Grundsteinlegung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald getroffen wurden.

    1879 fand das erste Gauturnfest in Rüdesheim statt, wobei die Turngemeinde 25 Sieger stellte. Der Versuch in diesem Jahr einen 2. Turnverein in Rüdesheim zu gründen scheiterte. 1880 wurde das 5. Deutsche Turnfest in Frankfurt besucht.

    Der grosse Brand in Rüdesheim im Jahre 1883 raubte dem Verein sein Obdach mit seinem gesamten Hab und Gut. Die Mitgliederzahl war auf 64 herabgesunken.

    Stefan Jung trat von seinem Amt als Turnwart, das er seit 1848 inne hatte, zurück. Der im gleichen Jahr neugewählte Turnwart Kraus verstand es viele neue junge Kräfte für die Turnerei zu gewinnen, sodass ein beachtlicher Auftrieb zu beobachten war.

    In das Jahr 1883 fällt auch die Gründung einer Fechtriege innerhalb der Turngemeinde, aus welcher später der "Rüdesheimer Fechtclub" hervorging.

    Das anlässlich der Einweihung des Niederwalddenkmals am 28.9.1883 veranstaltete Wetturnen, welches die Turngemeinde ausrichtete, stellte an sie ganz erhebliche Anforderungen, welche sie mit viel Arbeit und Einsatz meisterte. 1884 errang eine Turnerriege der Turngemeinde beim Kreisturnfest in Wiesbaden den 3. Rang. Im gleichen Jahr wurde eine "Trommler- und Pfeifferabteilung" - der erste Spielmannszug der TG - ins Leben gerufen.

    1885 und 1889 wurden die Deutschen Turnfeste in Dresden, bzw. in München besucht, sodass diese Feste Rüdesheimer Turner am Start sahen. 1890 nahm der Plan der Errichtung einer vereinseigenen Turnhalle Gestalt an. Dennoch ging die Realisierung nur langsam vonstatten, sodass man immer noch für die 2 Turn- und Übungsstunden Rüdesheimer Gaststätten benutzte.1895 erfolgte die Vorlage des Turnhallenbauprojektes bei einem Kostenvolumen von 54.000,- Goldmark für die Turnhalle selbst und für die Inneneinrichtung nochmals 8.000,- Goldmark. Am 20. Juni 1896 erfolgte die Grundsteinlegung für den Turnhallenbau auf dem in der Geisenheimer Strasse erworbenen Grundstück.Nachdem der Bau im Laufe eines Jahres vollendet war, fand am 20.6.1897 bei der 50 Jahrfeier der Turngemeinde die feierliche Einweihung statt. Durch Änderungen und Ergänzungen der 1. Baupläne und durch weiteren Geländeerwerb waren die Kosten auf 90.000,- Goldmark angewachsen. Diese Schuld drückte die Turngemeinde lange und nachdrücklich. Trotzdem muss diese tatkräftige und dem Allgemeinwohl besonders der Rüdesheimer Jugend dienende einmalige Entscheidung Rüdesheimer Turner auch heute noch unsere Bewunderung erregen. Beispielhafter bürgerlicher Opfersinn und die Mithilfe vieler einzelner Mitglieder und Bürger zu einer Zeit, da es noch keine finanzielle Unterstützung von seiten der öffentlichen Hand gab, schafften es aus eigener Kraft ein Gebäude zu errichten, das zu der Zeit als einmalig gelten musste und der Turngemeinde, Rüdesheimer Vereinen und den Bürgern weit über 50 Jahre offenstand und zum Mittelpunkt eines grossen Teiles des gesellschaftlichen Lebens in unserer Stadt wurde.

    1897 - 1918

    1897 waren Rüdesheimer Turner auf dem Deutschen Turnfest in Hamburg. 1902 richtete die Turngemeinde Rüdesheim das Gauturnfest aus, mit einer Beteiligung von 300 aktiven Turnern. 8 Rüdesheimer Turner nahmen 1903 am Deutschen Turnfest in Nürnberg teil.1904 wurde die 2. Vereinsfahne geweiht - die von 1848 war sehr zerschlissen - und wiederum waren es die Frauen der Turngemeinde, die diese Fahne stifteten. Anlässlich der Fahnenweihe wurde der Gründer der Turngemeinde, Stefan Jung, zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt. 1905 übernahm Karl Bruns den Vorsitz der Turngemeinde. Ab 1906 benutzten die Schülerinnen der "Töchterschule", spätere Albertischule, regelmässig die Turnhalle. 1907 empfing die Turngemeinde den Besuch der Abgeordneten des Deutschen Turntags in Worms, wobei Stefan Jung die Ehrenurkunde der Deutschen Turnerschaft erhielt.Auf dem Deutschen Turnfest 1908 in Frankfurt erhielt eine Turnerriege aus Rüdesheim, unter Leitung des Turnwartes Karl Bruns die Benotung: "Sehr gut". Zahlreiche amerikanische und aus ganz Deutschland kommende Turner kamen bei dieser Gelegenheit von Frankfurt nach Rüdesheim. 1909 drohte dem Verein fast der völlige Ruin in finanzieller Hinsicht, immer noch eine Folge des teueren Turnhallenbaus. Durch persönliche Zuwendungen von Vereinsmitgliedern, insbesonders auch von Seiten des Ehrenmitgliedes Anton Jung, gelang es, diese finanzielle Misere abzuwenden.

    1910 beging die Turngemeinde feierlich den 80. Geburtstag ihres Gründers und grossen Förderers Stefan Jung. 1911 wurde Louis Bruns Vorsitzender der Turngemeinde. Die 50 Jahrfeier des Turngaus Süd-Nassau fand 1912 in Rüdesheim statt, dies war auch die Geburtsstunde des Frauenturnens innerhalb der Turngemeinde.

    1913 trat für die Turngemeinde eine erhebliche finanzielle Entlastung ein, nachdem das Ehrenmitglied Anton Jung noch kurz vor seinem Tod den Betrag von 45.000 Mark in Wertpapieren der Turngemeinde zur Verfügung stellte. 1.Vorsitzender wurde im gleichen Jahr Fritz Becker. Das letzte grosse Ereignis für die Turngemeinde vor Ausbruch des Weltkrieges 1914-18 waren die Teilnahme am Deutschen Turnfest in Leipzig, sowie die Staffelläufe zum Niederwalddenkmal und zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig.

    Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges am 1.8.1914 wurden viele aktive Turner der Turngemeinde eingezogen und der Turnbetrieb wurde bald eingestellt. Die Turnhalle diente als Reservelazarett. 16 Turner kehrten aus dem Krieg nicht mehr in die Heimat zurück. Zu ihren Ehren wurde 1922 eine Gedenktafel in der Turnhalle errichtet, auf der die Namen dieser Gefallenen verzeichnet waren. Diese Erinnerungstafel fiel in der Turnhalle dem Bombenangriff von 1944 zum Opfer.1918 verstarb der Ehrenvorsitzende Stefan Jung, der 65 Jahre in den Dienst der Turngemeinde gestellt hatte und der als Gründer der Turngemeinde und Neuordner der finanziellen Verhältnisse durch uneigennützige beispiellose persönliche Stiftungen dafür Sorge getragen hatte, dass ein gedeihliches Bestehen und Weiterentwickeln der Turngemeinde Rüdesheim möglich war. Nach dem Weltkrieg wurde das Vereinsleben schnellstens reaktiviert. Die Turnhalle war durch die Besatzung beschlagnahmt und die Turnstunden wurden im Gasthaus Germania abgehalten.

    1920 - 1943

    1920 richtete die Turngemeinde das Gauturnfest aus, woran 700 Turner und Turnerinnen beteiligt waren. Im Jahre 1921 wurde Karl Meier 1. Vorsitzender der Turngemeinde. Zum Erwerb der Loreleyhochfläche durch den Turngau Süd-Nassau steuerte die Turngemeinde Rüdesheim einen beachtlichen Betrag bei.Das Jahr 1922 stand im Zeichen der 75 Jahrfeier der Turngemeinde, verbunden mit dem Gauturnfest und der Enthüllung der Ehrentafel für die im 1. Weltkrieg gefallenen Rüdesheimer Turnbrüder.Erstmals wurde das Amt eines Frauenturnwartes geschaffen und Hans Jung in dieses berufen, während Wendelin Dezius Männerturnwart wurde. Die folgenden Jahre brachten der Turngemeinde einen erheblichen Aufschwung. Auf allen Kreis- und Gauturnfesten, auf zahlreichen Bergturnfesten waren Rüdesheimer Turner und Turnerinnen mit wechselndem Erfolg beteiligt. Bei dem Gauturnfest in Nastätten 1925 errang die Turngemeinde Rüdesheim als bester Verein des Turngaus den Jahnschild.1927 gründeten einige Vereinsmitglieder gegen den Willen des Vorstandes eine Fussballabteilung innerhalb der Turngemeinde, die sich jedoch bald wieder auflöste.

    Anlässlich des Deutschen Turnfestes in Köln 1928 war dort eine starke Abordnung der Turngemeinde Rüdesheim vertreten. Ausserdem kamen anlässlich dieses Turnfestes in Köln viele deutsche Besucher auch nach Rüdesheim. Dieses Turnfest wirkte im übrigen sehr befruchtend auf die Vereinsarbeit und führte auch zur Gründung einer Handballabteilung. Ebenso bildete sich in der Turngemeinde die 1. Tanzgruppe unter der bewährten Leitung von Frau Else Benz-Zillig. Diese beiden Gruppen, wozu auch später noch die erfolgreichen Leichtathleten kamen, trugen weithin zu einem guten Ruf der Turngemeinde bei.

    Ebenso entwickelte sich das Geräteturnen ganz hervorragend. Die Handballabteilung errang viele schöne Erfolge und die Tanzgruppe wirkte bei zahlreichen Festen mit, insbesondere bei den in den 30er Jahren sich entwickelnden Weinfesten in Rüdesheim.

    1937 wurde das 90jährige Bestehen der Turngemeinde im Rahmen einer vereinsinternen schlichten Feierstunde begangen. 1939 übernahm Fritz van der Heyde den 1. Vorsitz von Toni Glock. In dieses Jahr fiel alsdann der Beginn des 2. Weltkrieges, der das Vereinsleben und die turnerische und sportliche Betätigung sehr stark zurückgehen liess, da viele Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen wurden.

    1942 wurde die Turnhalle der Turngemeinde an die Stadt Rüdesheim verkauft und damit begann die "städtische Aera" der stolzen alten Turnhalle. Aufgrund entsprechender Vereinbarungen mit der Stadt durfte die TGR ihren Turn- und Sportbetrieb und ihre gesellschaftlichen Veranstaltungen weiterhin in der Turnhalle durchführen.1933 wurde die Turngemeinde Rüdesheim nicht aufgelöst. Sie musste jedoch von der aufgelösten Deutschen Turnerschaft in den Reichsbund für Leibesübungen übergehen.Nach Fritz van der Heyde folgte als 1. Vorsitzender Karl Becker im Jahre 1943.

    1944 - 1953

    Am 27.11.1944 wurde die Turnhalle durch Brandbomben vernichtet. 1934 nahmen Aktive der Turngemeinde am Kreisturnfest in Johannisberg und am Gauturnfest in Saarbrücken teil. Im November 1936 schied Karl Meier als Vorsitzender aus und wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger wurde Toni Glock, der es verstand vor allem viele junge Turner um sich zu scharen. Nach Kriegsende musste auf Verordnung der amerikanischen Militärbehörde die gesamte Vereintätigkeit eingestellt werden. Jean Meuer unterschrieb dann einen neuen Antrag bei der amerikanischen Militärbehörde zur Neuzulassung der Turngemeinde. Nach erteilter Genehmigung fand die 1. Mitgliederversammlung nach dem Krieg am 29.10.1945 im Gasthaus zur Krone statt. Sie war von 60 Mitgliedern besucht. Robert Trapp wurde zum 1. Vorsitzenden der wieder erstandenen Turngemeinde gewählt. Der Turn- und Sportbetrieb war jedoch zunächst nur gering, zumal keine Übungsräume und ausserdem keine Turn- und Sportgeräte mehr zur Verfügung standen.

    1947 wählte die Jahreshauptversammlung Ludwig Naumann zum 1. Vorsitzenden. Da die Zeiten nicht danach waren, wurde in diesem Jahr auch keine 100 Jahrfeier durchgeführt. Als Ersatz wurde nur eine vereinsinterne Faschingsveranstaltung in der alten Rheinhalle durchgeführt, welche viel Anklang bei den anwesenden Mitgliedern und Gästen fand.

    1948 wurde die Handballabteilung wieder aktiviert, gleichwohl Bälle und Trikots Mangelware gewesen sind. Der Spielbetrieb wurde jedoch mit viel Begeisterung und recht erfolgreich aufgenommen.

    Bei den Abbrucharbeiten des alten Mauerwerks der zerstörten Turnhalle im Jahre 1950, wurden eine ganze Reihe von Urkunden und Gegenstände gefunden, welche im Jahre 1896 bei der Grundsteinlegung der Turnhalle eingemauert worden waren.1951 wurde der Grundstein für die neue Turnhalle auf dem nunmehr städtischen Grundstück gelegt. 1952 erfolgte die Einweihung der Halle. Im Grundstein der neu erbauten Turnhalle bzw. Stadthalle, wie sie dann hiess, wurde auch eine Urkunde der Turngemeinde Rüdesheim eingelassen, welche unter dem Datum des 28.01.1951 von einer Reihe älterer Mitglieder unterzeichnet wurden, wie den Gebr. Binstadt, Peter Krass, Heinrich May, Ludwig Naumann, Fritz Boltendahl, Karl Becker, Jakob und Georg Dries, Charls Roy und Willi Hermann.1952 begann die besondere Aktivierung der Leichtathleten. Sie traten erstmals nach dem Krieg zu einem bezirksoffenen Waldlauf auf dem Niederwald an. Dadurch, dass die Halle zur Verfügung stand, entwickelte sich auch das sonstige sportliche Leben sehr aktiv in allen Abteilungen.1953 bestätigte die 107. Jahreshauptversammlung Karl Becker als 1. Vorsitzenden. Es fand die erste Weihnachtsfeier in der Stadthalle statt, bei der 79 Mitglider für langjährige Mitgliedschaft geehrt wurden. Vom 1. Gaujugendwetturnen des Turngaus Süd-Nassau kehrten eine ganze Reihe von Aktiven mit dem Siegerlorbeer zurück.

    1954 - 1964

    1954 wurden 12 Turner und Turnerinnen der TGR als Sieger beim 1. Loreley-Burgfest ausgezeichnet. 1955 wurde Karl Becker erneut als 1. Vorsitzender bestätigt und Jakob Dries zum 2. Vorsitzenden gewählt. Zum Oberturnwart wurde Walter Dörner berufen, während Heinrich Rölz als Leiter der Handballabteilung bestätigt wurde und Otto Eichert die Leichtathletikabtlg. übernahm. Am 1. Landesturnfest in diesem Jahr nahmen 17 Aktive der Turngemeinde teil. In das Jahr 1956 fiel auch die Gründung einer Schwimmabteilung, deren Leiter Hans Zieske wurde.Im Jahre 1957 beging die Turngemeinde ihr 110jähriges Jubiläum, welches im grossen Rahmen und unter Beteiligung vieler auswärtiger Turner und Sportler, sowie prominenten Vertretern des Deutschen Turnens begangen wurde. Höhepunkt war das Schauturnen der Deutschlandriege des Deutschen Turnerbundes, an deren Auftritt Oberturnwart W. Dörner massgeblich beteiligt war.1958 wurde durch Hans Pirschle ein Spielmann- und Fanfarenzug innerhalb der Turngemeinde gegründet. Das gleiche Jahr sah 30 Teilnehmer der Turngemeinde auf dem Deutschen Turnfest in München.

    1961 stand der Turngemeinde erstmals die von der Stadt errichtete neue Schulturnhalle in der Friedrichstrasse zur Verfügung, wodurch der gesamte Turn- und Sportbetrieb erheblich aktiviert werden konnte.

    1962 wurde Hans Liebler als Handballabteilungsleiter bestätigt, während Marianne Krämer, die langjährige Leiterin der Tanzgruppe aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt niederlegte. Das Gaukindertreffen in Johannisberg und Gauturnfest in Wiesbaden-Biebrich wurden besucht. Im Oktober 1962 fand ein Turn-Länderkampf Hessen-Berlin in Rüdesheim statt.

    1959 übernahm Hans Liebler die Handballabteilung und Walter Müller aus Echzell löste Hans Pirschle als Leiter des Spielmannszuges ab. Dieser Spielmannszug nahm einen enormen Aufschwung und beteiligte sich stets mit grossem Erfolg bei örtlichen und auswärtigen Veranstaltungen.

    1959 bestritten die Handballer der TGR zum 1. Mal ein Hallenhandballturnier und belegten den 2. Rang.

    1963 waren Mitglieder der TGR beim Deutschen Turnfest in Essen vertreten. Im gleichen Jahr übernahm Magdel Dörner die Leitung der Tanzgruppe der Turngemeinde, nachdem sie bereits vorher das Frauen und Kinderturnen massgeblich beeinflusst hatte. Ebenfalls 1963 nahmen 85 Kinder der Turngemeinde unter Leitung von Wolfgang Stroh am Gaukindertrefen in Oestrich teil, während die jugendlichen Handballer der Turngemeinde, von Hans Peter Jung betreut wurden.1960 marschierte an der Spitze des Festzuges beim 3. Hessischen Landesturnfest in Wiesbaden der Spielmannszug der TGR mit einer von Rüdesheimer Turnerinnen gestellten Winzergruppe.1964 übernahm Wilfried Diez, gemeinsam mit Gerhard Kremer das Training der Leichtathleten. Die Übungsleiterlizenz erwarben unter anderem die Turnwarte Walter u. Magdel Dörner. Im gleichen Jahr organisierte Walter Dörner den Auftritt der Kunstturn-Meisterriege des TB Oppau, die ein sehr gut besuchtes Schauturnen zeigte.

    1965 - 1971

    1965 ging die Leitung der Handballabteilung an Horst Fricke über. Wilfried Diez, Wolfgang Stroh und Turnwart Arthur Joecks erhielten die Übungsleiterlizenz. Die C-Jugendhandballmannschaft errang ungeschlagen die Bezirksmeisterschaft.

    1966 verstarb der grosse Förderer der Turngemeinde und sein Ehrenmitglied Herr Hermann Asbach. Am Gauturnfest in Bad Schwalbach und beim Gaukindertreffen in Erbach waren Mitglieder der Turngemeinde am Start. Ein Musik- und Tanzabend im April, war veranstaltet vom Spielmannszug der TGR, vom Musikverein Gettenau und der Tanzgruppe der TGR wurde zu einem grossartigen gesellschaftlichen Ereignis. Die Handballer der 1. Mannschaft errangen beim Hallenturnier in Michelstadt zum 3. Mal hintereinander und damit endgültig den Wanderpreis der Stadt Michelstadt, ein Modell des bekannten Rathauses. Ebenso erfolgreich schloss die C-Jugendmannschaft ab.

    1967 beging die TGR ihr 120jähriges Bestehen, wobei der Film von der 110 Jahrfeier vorgeführt wurde. Beim Festkommers am 27. Mai in der Stadthalle wirkte wiederum die Kunstturn-Meisterriege des TB Oppau mit, unter anderem Philipp Fürst. Gauvorsitzender Hans Altmannsberger hielt die Festrede. Am Nachmittag bewegte sich ein Festzug durch die Strassen der Stadt.

    1967 übernahm Bernhard Freund die Leitung der Handballabteilung. Die 1. Mannschaft wurde Meister der Kreisklasse West des Kreises Wiesbaden und stieg in die Bezirksliga auf. In das Jahr 1967 fällt auch die Neugründung einer Frauenhandballabteilung unter Hilde Arndgen und Trainer Karlheinz Barth.

    Beim Gauturnfest in Wiesbaden-Sonnenberg war die Turngemeinde durch ihren Spielmannszug und zahlreiche Aktive vertreten, während das Gaukindertreffen in Kostheim mit 45 Turnkindern beschickt werden konnte. Nachdem Karl Becker viele Jahre 1. Vorsitzender der Turngemeinde war, kandidierte er 1968 nicht mehr. An seiner Stelle wurde Jakob Dries zum 1. Vorsitzenden und Heinrich Lill zum 2. Vorsitzenden gewählt. Karl Becker wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

    Das Deutsche Turnfest 1968 sah 13 Mitglieder der TG in Berlin. Durch die Errichtung des Kreissportfeldes "Kellersgrube" hatten die Leichtathleten endlich eine Übungsstätte, die ihren Bedürfnissen entsprach und von ihnen fleissig genutzt wurde. Im gleichen Jahr nahm die Turngemeinde am Gauturnfest in Geisenheim teil, wobei besonders das Auftreten des Spielmannszuges Begeisterung hervorrief. 35 Jugendliche fuhren zum Gaukindertreffen in Bärstadt. 78jährig verstarb in diesem Jahr der langjährige frühere Oberturnwart der TG Wendelin Dezius.

    1969 fanden zum ersten, aber leider auch zum letzen Mal Rundenwettkämpfe der Kunstturner der drei Nachbarturngaue statt, wobei unsere Turner beachtliche Erfolge hatten.

    1970 verstarben der hochverdiente Ehrenvorsitzende Karl Becker und das alte Vereinsmitglied August Henzler. Beim 5. Hessischen Landesturnfest in Kassel waren 20 Wettkämpfer angetreten. Beim Festzug stellte die Turngemeinde eine Winzergruppe, die viel Anklang fand.

    1971 wurde die von der Stadt Rüdesheim errichtete, neue, grosse Sporthalle bei der Haupt- und Realschule in Rüdesheim-Ost fertiggestellt. Damit stand der TGR für ein Grossteil ihres aktiven Sportes wieder eine entsprechende Übungsstätte zur Verfügung. Es erfolgte die Einrichtung einer Geschäftsstelle der TGR im Haus Bleichstrasse 11 (Winau).

    1972 - 1987

    Das Jubiläum ihres 125jährigen Bestehens hat die Turngemeinde Rüdesheim 1972 im grossen Rahmen und sehr festlich begangen. Der Rückblick in der Festschrift zu diesem Jubiläum endete wie folgt:"...so kann die TGR sich ruhig und entschlossen zu den Feiern aus Anlass ihres 125jährigen Wiegenfestes begeben, denn die langsame, aber stetige aufwärtsführende Entwicklung in den letzten Jahren auf allen Gebieten in kultureller, gesellschaftlicher oder sportlicher Hinsicht geben Anlass zu der berechtigten Hoffnung, dass die TGR mit dem grossen Stamm ihrer alten, treuen und verdienten Mitglieder zusammen mit den zahlreichen jugendlichen beiderlei Geschlechts, mit ihren immer einsatzbereiten Abteilungen und Übungsleitern auch weiterhin den Weg in die Zukunft unbeirrt weitergehen wird." So ist es auch in den weiteren Jahren geblieben.Vor allem die Handballabteilung hat einen beachtlichen Aufschwung genommen, nachdem aus einer guten A-Jugendmannschaft eine hervorragende 1. Mannschaft wurde, die in der Halle viele Meisterschaften und sonstige Erfolge errang, daran hatten Hans Peterlung, Werner Rogler, Rudi Igel, Karlheinz Nogai, W. Lebensky und eine Reihe hervorragender Mannschaftsmitglieder ihren Anteil.

    Die Leichtathlektikabteilung nahm ebenfalls eine sehr positive Entwicklung und blieb bei zahlreichen Wettkämpfen erfolgreich. Dies ist vor allem in den letzten Jahren dem Abteilungsleiter Dietmar Mayer zu verdanken.

    Ganz grossen Zuspruch verzeichnete die neugegründete Skiabteilung, die sich der grössten Abteilung innerhalb der Turngemeinde entwickelte. Die mit ausgebildeten Übungsleitern durchgeführten Fahrten in den Alpenraum erfreuen sich bei Alt und jung grösster Beliebtheit.

    Vorbildlich aktiv war und ist die Versehrtensportgruppe unter Leitung der Turnbrüder Kleisinger, Lappas und Jakob Mayer. Gemäss der alten, durch unsere Turnschwester Benz begründeten Tradition, nahm die Tanzgruppe der Turngemeinde an vielen Veranstaltungen des Vereins, der Stadt und anderer Vereine teil, insbesondere waren und sind sie ein tragender Faktor bei den Weinfesten. Nach jahrelanger, erfolgreicher Betreuung durch das Ehepaar Magdel und Walter Dörner ist die Tanzgruppe nunmehr in die Hände des Ehepaares Claudia und Gerhard Crecelius übergegangen.

    Nicht zu vergessen ist die Trimmabteilung, in welcher sich unsere "älteren Herrschaften" rege zur Erhaltung der Fitness sportlich betätigen. Ihr Leiter Walter Dörner ist bestes Beispiel.

    Auch die Turnabteilung unter Mischalik blieb, wenn auch nur im kleinen Rahmen, aktiv. Hier hätte man gerne eine grössere Beteiligung gesehen.

    Besonders erwähnt sei die Gymnastikgruppe der Frauen der TGR unter Leitung von Roswitha Mayer. Sie versteht es auch viel Geselligkeit zu entfalten.

    Ein beachtliches Element zur Förderung des Nachwuchses ist die Kindergruppe der TG unter Leitung von Frau Lassarow. Ein ganz neuer Gesichtspunkt tat sich auf durch die Städtepartnerschaft Rüdesheim und Mersault. Zwischen den Handballern der TGR und den Handballern von Meursault entwickelte sich ein sehr freundschaftliches Verhältnis und bei wiederholten wechselseitigen Besuchen wurden Spiele ausgetragen, aber vor allem die Geselligkeit mit den französischen Freunden gepflegt. Gleiches gilt auch in Verbindung mit der Tanzgruppe.

    Leider muss die TGR auf ihren einst so stolzen Spielmannszug verzichten. Nachdem Walter Müller aus privaten Gründen nichtmehr zur Verfügung stand, endete die Aera dieser hervorragenden Musikgemeinschaft.Um die Freude am Turnen und Spielen schon möglichst früh zu wecken, entstand in den letzten Jahren die MUKI-Gruppe, in welcher sich Mütter und Kinder unter Anleitung von Frau Christa Fömmel lebhaft tummeln.Zu erwähnen bleibt ferner, dass die Turngemeinde Rüdesheim im Jahre ihres 140jährigen Bestehens fast 1300 Mitglieder zählt. Dadurch bildet sie nicht nur in Rüdesheim, sondern in der weiteren Umgebung ebenfalls , den grössten Verein.

    Dieser Rückblick auf 140 Jahre Vereinsgeschichte kann nur allgemein gehalten werden und muss sich auf das Wesentliche beschränken. Dabei dürfen jedoch die vielen Aktivitäten der jeweiligen Vorstände, der Übungs- und Abteilungsleiter und aller Aktiven nicht übersehen werden. Auch die zahlreichen gesellschaftlichen Veranstaltungen, wie Nikolaus, Weihnachten, Fastnacht, sowie Schauturnen und die Abteilungsfeste sind ein nicht zu unterschätzender Faktor des Zusammenhaltens in der Turngemeinde. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Turngemeinde in den vergangenen Jahren auch von der finanziellen Seite her sehr sparsam gewirtschaftet hat, ohne allerdings ihren Abteilungen die notwendigen Mittel für ihre Arbeit vorzuenthalten. Der Vorstand, insbesondere der Schatzmeister wussten verantwortungsvoll mit den Beiträgen ihrer Mitglieder und den Zuwendungen der Stadt und des Landes umzugehen. Hierbei ist die jahrelange Schatzmeistertätigkeit von Turnbruder Karl Kastenholz einmal hervorzuheben.

    In Erinnerung an unseren allzufrüh verstorbenen Turnbruder Heinrich Rölz wurde das jährliche Heinrich Rölz - Handballgedächtnisturnier durch Rudi Igel, eingeführt, womit diesem langjährigen Förderer des Hanballsportes in der Turngemeinde ein ehrendes Andenken gesetzt wurde.

    Nachdem Turnbruder Jakob Dries als 1. Vorsitzender verstorben war, ging die Leitung der Turngemeinde Rüdesheim in jüngere Hände über - hat sich also ein Generationswechsel vollzogen. Bernhard Freund wurde 1. Vorsitzender; Otto Born wurde 2. Vorsitzender, während Heinrich Lill als "Bindeglied zur älteren Generation" zum 3. Vorsitzenden gewählt wurde. Als langjährige Mitgliedswartinnen haben die Turnschwestern Holzheier und Nogai dafür gesorgt, dass stets ein genauer Überblick über die Mitgliedschaft bei der TGR bestand. Turnschwester Kalnischkies hielt als Protokollführerin die vielen in den Vorstandssitzungen gefassten Beschlüsse und Ereignisse fest.

    Auch am Ende dieses Überblickes über die Vereinsgeschichte der Turngemeinde Rüdesheim im 140. Jahre ihres Bestehens soll der Wahlspruch gelten, der im Jahre 1848 auf der ersten Fahne eingestickt war:
    "Seid einig und wahr, schützet Freiheit und Recht!" Und es soll an die oben wiedergegebenen Worte erinnert werden, die am Schluss der Festschrift, anlässlich des 125jährigen Jubiläums standen: "auch weiterhin den Weg in die Zukunft unbeirrt weiter zu gehen".


    von Heinrich Lill
    zum 140jährigen Bestehen der Turngemeinde Rüdesheim 1847 e.V.

    1987 - heute

    in Bearbeitung ...

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